
Shotlist (Film & Video)
Was ist eine Shotlist?
Eine Shotlist (auch Shot-Liste genannt) ist im Video- und Filmbereich eine schriftliche Aufstellung aller geplanten Kameraeinstellungen (Shots) einer Produktion. Anders gesagt: Filme bestehen aus vielen einzelnen Einstellungen, und welche Aufnahmen wann und wie gedreht werden, folgt keinem Zufall, sondern einem genauen Plan – der Shotlist. Dieses Dokument dient als detaillierter Fahrplan für die Dreharbeiten und legt genau fest, was gefilmt wird, wann es gefilmt wird, wie es gefilmt wird und wer daran beteiligt ist. Für dich als angehenden Filmemacher ist die Shotlist ein zentrales Hilfsmittel, um den Dreh strukturiert zu organisieren und sicherzustellen, dass du keine wichtige Aufnahme vergisst.
Warum ist eine Shotlist wichtig?
Eine Shotlist zu erstellen kostet zwar in der Vorproduktion etwas Zeit, aber dieser Aufwand lohnt sich mehrfach. Mit einer Shotlist erhöhst du die Planungssicherheit und reduzierst das Risiko, am Ende wichtige Bilder zu vergessen, wodurch der fertige Film nicht in bester Form erzählt werden könnte. Die Shotlist hilft dem Team, den Drehtag effizient durchzuführen: Sie strukturiert den Ablauf und dient als gemeinsamer Bezugspunkt für Regie, Kamera, Ton und alle Beteiligten. So weiß jeder, was zu tun ist und in welcher Reihenfolge.
Wichtige Vorteile einer Shotlist sind unter anderem:
- Vollständigkeit der Story: Eine gut durchdachte Shotlist stellt sicher, dass alle nötigen Einstellungen gedreht werden, damit der fertige Film die geplante Geschichte verständlich vermittelt. Fehlen kritische Shots im Schnitt, kann das Endprodukt Lücken oder Unklarheiten aufweisen.
- Effizienz und Zeitersparnis: Durch die Vorausplanung vermeidet man unnötige Wartezeiten und Doppelaufnahmen. Am Set kann man dank Shotlist zielgerichteter arbeiten und verschwendet weniger Zeit – was in der Videoproduktion auch Kosten spart. Du musst am Drehtag nicht erst spontan überlegen, welche Einstellung als Nächstes dran ist.
- Bessere Kommunikation: Die Shotlist dient als gemeinsamer Plan für alle Abteilungen (Regie, Kamera, Licht, Ton, Schauspieler etc.). Jeder kann sich daran orientieren, wodurch Missverständnisse reduziert werden – alle wissen, welche Szene als Nächstes kommt und was dafür vorbereitet sein muss.
- Kreative Sicherheit: Paradoxerweise fördert eine Shotlist auch die Kreativität. Da die Pflichtaufnahmen geplant und „abgesichert“ sind, fühlst du dich freier, zusätzlich zu experimentieren und spontane Ideen umzusetzen, ohne Angst zu haben, etwas Wichtiges zu übersehen. Kurz: Erst wenn die essenziellen Shots im Kasten sind, kannst du beruhigt kreativen Spielraum nutzen.
Ohne Shotlist darauf zu vertrauen, dass einem am Drehtag schon alles einfallen wird, ist ein häufiger Anfängerfehler. Es ist riskant, davon auszugehen, die nötigen Aufnahmen spontan aus dem Ärmel zu schütteln – in der Hektik am Set gerät sonst leicht etwas in Vergessenheit. Eine gute Vorbereitung mit Shotlist gibt der ganzen Produktion einen Rahmen und erhöht die Professionalität spürbar.
Typische Inhalte und Aufbau einer Shotlist
Beispiel: Ein ausgedruckter Shotlist-Auszug, der am Set verwendet und nach gedrehten Einstellungen abgehakt wurde. Eine Shotlist wird meist als Tabelle gestaltet und enthält Spalten mit allen wichtigen Informationen zu jeder Aufnahme.
Eine Shotlist wird häufig als Tabelle (digital oder auf Papier) angelegt, damit man die Informationen übersichtlich auf einen Blick sieht. Die genaue Form kann je nach Projekt variieren, aber übliche Spalten und Inhalte einer Shotlist sind zum Beispiel:
- Shot-/Szenennummer: Jede Einstellung bekommt eine eindeutige Nummer. Oft wird auch die zugehörige Szenennummer aus dem Drehbuch vermerkt. Diese Nummerierung hilft beim Organisieren und späteren Referenzieren der Shots.
- Kurzbeschreibung des Inhalts: Ein Stichwort oder kurzer Satz beschreibt, was in der Einstellung zu sehen ist. Zum Beispiel „Halbtotale am Flussufer – Paul läuft von links durchs Bild, Kamera schwenkt mit“. Wichtiger Hinweis: In die Shot-Beschreibung gehören keine langen Dialoge oder komplette Drehbuchinhalte – solche Details stehen im Drehbuch selbst. Es geht nur darum, die Einstellung knapp zu charakterisieren.
- Kameraeinstellung: Angaben zur Kameraperspektive und Einstellungsgröße (z. B. Totale, Halbtotale, Nahaufnahme) sowie besondere Kamerabewegungen oder -winkel für diesen Shot. Hier kann auch stehen, ob ein Stativ, eine Kamerafahrt, Drohne oder z. B. Gimbal geplant ist – also besondere technische Anforderungen.
- Drehort: Der Ort bzw. das Set der Aufnahme. Das verhindert Verwechslungen, vor allem wenn an einem Drehtag mehrere Locations genutzt werden. Oft werden die Shots in der Liste nicht in erzählerischer Reihenfolge, sondern nach Drehorten oder Sets gruppiert, um Umbauten und Reisen am Drehtag zu minimieren.
- Beteiligte/Schauspieler: Welche Darsteller oder Beteiligten sind in der Einstellung zu sehen. So kann das Team planen, welche Personen zu welchem Zeitpunkt bereitstehen müssen (Maske, Kostüm etc.).
- Ton: Hinweis, ob in dieser Einstellung Originalton aufgenommen wird. Z.B. „mit O-Ton“ oder „ohne Ton“. Falls besondere tontechnische Anforderungen bestehen (z. B. leise Umgebung nötig, spezielle Mikrofone), kann das hier vermerkt sein3.
- Equipment/Requisiten: Besondere Ausrüstung oder Props, die für den Shot benötigt werden. Etwa spezielles Kamera-Equipment (Objektive, Beleuchtung) oder Requisiten/Spezialeffekte (z. B. „Regnerzeuger für diese Szene“). So vergisst man nichts, was für die Aufnahme vorbereitet sein muss.
- Licht: Wichtige Angaben zur Beleuchtung, falls relevant – z. B. „gegen 17 Uhr für natürliches Abendlicht drehen“ oder „Szene nur mit Kerzenlicht – Lichtteam vorbereitet halten“. (Lichtangaben stehen nicht immer in der Shotlist, können aber hilfreich sein, wenn es spezielle Anforderungen gibt.)
- Anmerkungen/Notizen: Ein Feld für sonstige Hinweise. Hier kommt alles rein, was nicht in die obigen Kategorien passt, aber wichtig ist – zum Beispiel „Kein Auto im Hintergrund sichtbar (Produktionswagen wegfahren!)“ oder „Achtung Anschlussfehler vermeiden: Paul trägt hier schon die Jacke“. In professionellen Shotlists gibt es oft auch ein Kästchen zum Abhaken: Sobald ein Shot erfolgreich im Kasten ist, wird er markiert oder durchgestrichen. So behält man am Drehtag den Überblick, welche Einstellungen bereits erledigt sind.
Format: In der Praxis wird die Shotlist häufig als Excel-/Google-Sheet oder spezielles Planungstool geführt, kann aber ebenso gut in Word-Tabelle oder sogar handschriftlich erstellt werden – wichtig ist nur, dass sie übersichtlich und für alle verständlich ist. Entscheidend ist: so viele Infos wie nötig, aber so knapp wie möglich – die Liste muss schnell lesbar bleiben. Du solltest also genügend Details aufnehmen, damit jeder den Plan versteht, aber lange Fließtexte vermeiden.
Wie erstellt man eine Shotlist?
Eine Shotlist wird typischerweise in der Pre-Production erstellt, wenn das Drehbuch fertig ist oder eine klare Videokonzeption vorliegt. Meist erarbeitet derdie Regisseurin die Shotlist gemeinsam mit der Kamerafrau/dem Kameramann und ggf. der Regieassistenz oder Produktion. Hier sind die grundlegenden Schritte, wie du deine Shotlist erstellen kannst:
- Skript analysieren: Lies das Drehbuch oder das Konzept genau durch. Überlege bei jeder Szene, welche Kameraeinstellungen nötig sind, um alles Wichtige einzufangen. Markiere im Skript, wo ein neuer Shot beginnen soll, und notiere erste Ideen am Rand (dies machen Profis oft als Vorbereitung). Falls du bereits ein Storyboard gezeichnet hast, ziehe es jetzt zu Rate – es kann dir helfen, die gewünschten Bilder und Perspektiven zu bestimmen.
- Liste der Shots erstellen: Schreibe für jede Szene alle erforderlichen Einstellungen auf. Beschreibe jeden Shot kurz (Inhalt) und notiere besondere Anforderungen (z. B. „Kamerafahrt folgt Person durch Tür“). Weise jedem Shot eine eindeutige Nummer zu. Bei vielen Projekten kombiniert man Szenennummer + laufende Shotnummer (z. B. Szene 4, Shot 2 wird 4/2 genannt), oder man nummeriert einfach fortlaufend von 1 an.
- Details ergänzen: Füge für jeden Shot die weiteren relevanten Informationen hinzu – Ort, welche Schauspieler darin vorkommen, benötigtes Equipment, Ton ja/nein, etc. (siehe oben die typischen Spalten). Überlege auch, ob bestimmte Shots besondere Vorbereitung brauchen (z. B. Hebebühne für eine Vogelperspektive). Wenn du spezielle Effekte oder schwierige Lichtbedingungen hast, planst du sie hier mit ein.
- Optimale Dreh-Reihenfolge planen: Die Reihenfolge im Drehplan muss nicht der Szenenreihenfolge des Films entsprechen. Ordne die Shots so, dass es für die Produktion am effizientesten ist – zum Beispiel gruppiert nach Location, Motiv oder Schauspieler-Verfügbarkeit. Alle Shots, die am gleichen Drehort stattfinden, sollten idealerweise zusammen abgearbeitet werden, damit man nicht ständig umziehen oder Licht neu einrichten muss. Das bedeutet oft, dass nicht in der chronologischen Handlungs-Reihenfolge gedreht wird, was aber üblich und zeitsparend ist.
- Shotlist durchsprechen und verfeinern: Gehe die fertige Liste mit deinem Team durch (Regie, Kamera, Produktion etc.). Prüft gemeinsam, ob die Planung realistisch ist – habt ihr genug Zeit für die Anzahl der Shots? Ist alles notwendige Equipment eingeplant? Gibt es möglicherweise überflüssige Shots, die man einsparen kann? Eine strukturierte Shotlist erlaubt es, schon im Vorfeld zu erkennen, welche Einstellungen zur Not entfallen könnten, falls die Zeit knapp wird. Es ist hilfreich, in der Liste zu markieren, welche Shots absolute Muss-Aufnahmen sind und welche nice-to-have (falls Zeit übrig). So behältst du die Prioritäten im Blick.
- Verwendung am Drehtag: Stelle sicher, dass alle relevanten Teammitglieder die finale Shotlist rechtzeitig erhalten (gedruckt oder digital). Am Set arbeitest du dann Schritt für Schritt die Liste ab. Bleibe aber flexibel: Eine Shotlist ist kein starrer Befehl, sondern ein Leitfaden. Wenn sich spontan bessere Ideen ergeben oder sich Umstände ändern (Wetter, Location, Schauspieler), kann und darf die Shotlist angepasst werden. Wichtig ist, Änderungen sofort an alle zu kommunizieren, damit das Team auf dem gleichen Stand bleibt. Nach jedem gedrehten Shot hakst du ihn in der Liste ab – so siehst du jederzeit, was noch fehlt.
Tipp: Es gibt viele Vorlagen und Software-Tools für Shotlists. Gerade als Einsteiger kannst du auf kostenlose Templates zurückgreifen, um die gängige Struktur kennenzulernen. Mit der Zeit entwickelst du dein eigenes System, das zu deinem Workflow passt. Ob du Excel, Google Sheets oder spezialisierte Apps nutzt, bleibt dir überlassen – entscheidend ist, dass die Shotlist vollständig und verständlich ist.
Unterschied zwischen Shotlist und Storyboard
Anfänger fragen oft: „Brauche ich überhaupt eine Shotlist, wenn ich schon ein Storyboard habe?“ Die Antwort ist ja, denn Shotlist und Storyboard sind zwei verschiedene Werkzeuge mit unterschiedlicher Funktion.
Ein Storyboard ist eine visuelle Sequenz aus gezeichneten Bildern oder Bildern, die das Drehbuch veranschaulichen. Es zeigt also, wie der Film aussehen soll – Szene für Szene, Einstellung für Einstellung, oft wie ein Comicstrip der Handlung. Ein Storyboard hilft vor allem dabei, die Bildkomposition und den Ablauf visuell zu planen.
Eine Shotlist dagegen ist ein textbasiertes Dokument, das alle geplanten Aufnahmen detailliert auflistet, inklusive technischer und organisatorischer Infos. Hier stehen Zahlen, Worte und Fakten statt Zeichnungen. Die Shotlist ist praktisch die Checkliste für den Dreh: Sie sagt dir und der Crew, welche Shots abgedreht werden müssen, in welcher Reihenfolge und mit welchen Mitteln. Das Storyboard ist hingegen eher ein visuelles Hilfsmittel, um sich vorzustellen, wie diese Shots aussehen sollen.
Wichtig zu wissen: Das eine ersetzt nicht automatisch das andere – sie ergänzen sich. Während das Storyboard dir hilft, die Bildgestaltung auszutüfteln, sorgt die Shotlist dafür, dass kein notwendiger Shot vergessen wird und alle Produktionsdetails bedacht sind. Einfach ausgedrückt: Das Storyboard ist ein Bilderbuch deiner Vision, die Shotlist ist der logistische Plan, um diese Vision umzusetzen.
In manchen Fällen – zum Beispiel bei animierten Filmen oder sehr penibel geplanten Projekten – kann es vorkommen, dass wirklich jede Einstellung bereits im Storyboard vorkommt. Dann entspricht das Storyboard quasi 1:1 der Shotlist, weil dort alle Einstellungen mit Perspektive schon festgelegt sind. In der Regel enthält ein Storyboard aber nur Schlüsselbilder oder Beispiel-Einstellungen, während die Shotlist vollständig jeden benötigten Shot aufführt. Daher wirst du in den meisten Produktionen beides verwenden: Das Storyboard, um die Vorstellung vom fertigen Film zu teilen, und die Shotlist, um bei den Dreharbeiten systematisch alle benötigten Aufnahmen abzuhaken.
Wo werden Shotlists verwendet?
Shotlists kommen in fast allen Bereichen der Film- und Videoproduktion zum Einsatz, vor allem überall dort, wo Szenen geplant gedreht werden. Einige typische Einsatzbereiche sind:
- Spielfilm und Serien: Im professionellen Film setzten Regisseure und Aufnahmeleiter standardmäßig Shotlists ein, um den Dreh von Spielfilmen, Kurzfilmen oder Serienepisoden zu organisieren. Bei großangelegten Drehs mit vielen Szenen, Darstellern und Locations sind Shotlists unerlässlich, um den Überblick zu behalten.
- Werbefilm und Imagefilm: Auch bei Werbespots, Unternehmensvideos oder Musikvideos wird im Voraus genau festgelegt, welche Shots benötigt werden. Da hier oft wenig Drehzeit zur Verfügung steht und jede Einstellung sitzen muss, sorgt die Shotlist für einen reibungslosen Ablauf und dafür, dass alle geplanten Produktshots oder Schlüsselszenen wirklich entstehen.
- Social-Media-Videos: Selbst bei kleineren Videoprojekten für YouTube, Instagram & Co. lohnt sich eine Shotlist. Gerade Content Creator, die qualitativ hochwertige Videos produzieren (z. B. Vlogs, Tutorials, Kurzfilme für Social Media), nutzen Shotlists, um nichts zu vergessen. Ein gut geplanter Ablauf zahlt sich hier aus, damit man auch in kurzer Produktionszeit alle gewünschten Inhalte dreht.
- Dokumentationen und Reportagen: In eher dokumentarischen Formaten ist der Einsatz einer Shotlist eingeschränkt. Da man im Dokumentarfilm oder bei einer Reportage oft spontan auf das Geschehen reagieren muss, lässt sich nicht jeder Shot im Voraus planen. Hier arbeitet man eher mit groben Drehplänen oder Wunschlisten an Motiven. Versucht man in solchen spontanen Formaten starr eine Liste abzuhaken, scheitert man leicht an der Realität. Dennoch erstellen auch Doku-Filmer manchmal eine Liste wichtiger Aufnahmen (z. B. bestimmte Interviews, Einstellungen von Schauplätzen), um sicherzugehen, dass sie die essentiellen Bilder einfangen.
Grundsätzlich gilt: Überall dort, wo du im Voraus weißt, was gedreht werden soll, ist eine Shotlist hilfreich bis unverzichtbar. Sie gehört zu den gängigen Hilfsmitteln einer Videoproduktion. Je größer und komplexer das Projekt, desto wichtiger ist die Shotlist für die Organisation. Aber selbst bei kleinen Projekten kann sie Professionalität und Überblick steigern.
Häufige Fehler und Missverständnisse
Gerade Einsteiger sind bei Shotlists oft unsicher. Hier sind einige häufige Stolperfallen und Irrtümer – und wie du sie vermeidest:
- Kein Bezug zum Drehbuch/Storyboard: Eine Shotlist sollte immer auf dem fertigen Skript oder Storyboard basieren. Ein häufiger Fehler ist, die Shots rein aus dem Kopf oder spontan zu planen, ohne das Drehbuch genau zu berücksichtigen. Weicht die Shotlist von der erzählten Handlung ab, entstehen Lücken oder Anschlussfehler. Tipp: Gehe Szene für Szene durch und stelle sicher, dass jeder Aspekt der Handlung durch geplante Shots abgedeckt ist.
- Zu ungenau oder unvollständig: Wenn die Beschreibungen in der Shotlist zu vage sind („Kameraschwenk auf Person“ – ohne Details) oder wichtige Angaben fehlen, kann die Crew am Set durcheinander geraten. Jeder sollte verstehen, was gemeint ist. Tipp: Formuliere klar und eindeutig. Lieber ein präzises Stichwort mehr als Verwirrung am Set. Gleichzeitig musst du nicht jeden Kleinstdetail ausbuchstabieren – finde einen Mittelweg.
- Unrealistische Planung: Anfänger neigen manchmal dazu, zu viele Shots für einen Drehtag einzuplanen, mehr als realistisch machbar sind. Wenn dann die Zeit knapp wird, schafft man nicht alles und wichtige Einstellungen könnten ausfallen. Tipp: Schätze realistisch ab, wie viel Zeit pro Shot nötig ist, und plane Puffer ein. Erfahrene Filmschaffende können oft allein an der Anzahl der Shots pro Tag abschätzen, ob das Programm machbar ist. Plane lieber etwas weniger und hab Zeit für spontane Ideen, statt einen überfrachteten Plan zu haben.
- Fehlende Priorisierung: Nicht jeder geplante Shot ist gleich wichtig. Ein häufiger Fehler ist, alle Einstellungen als gleichwertig zu behandeln. Wenn es eng wird, weiß das Team dann nicht, worauf man verzichten könnte. Lösung: Markiere in deiner Shotlist, welche Shots absolute Muss-Shots sind (man nennt sie manchmal A-Shots) und welche optional bzw. „nice to have“ wären (B- oder C-Shots). So kannst du bei Zeitnot gezielt unwichtigere Aufnahmen streichen, ohne die Story zu gefährden. Eine durchdachte Shotlist zeigt auf einen Blick, welche Einstellungen notfalls entfallen können, ohne dass der Film unverständlich wird.
- Nicht kommuniziert oder aktualisiert: Die beste Shotlist nützt wenig, wenn Änderungen nicht allen mitgeteilt werden. Manchmal ändern sich während der Produktion Abläufe – z. B. eine Einstellung wird spontan anders gelöst oder die Reihenfolge wird getauscht. Ein Fehler ist, die Shotlist nicht zu aktualisieren und das Team im Dunkeln zu lassen. Tipp: Halte die Shotlist stets auf dem neuesten Stand. Wenn du etwas umplanst, informiere sofort alle Beteiligten (Regieassistenz, Kamera, Script/Continuity etc.), damit alle ihre Disposition anpassen können. Auch am Drehtag selbst sollte nach größeren Abweichungen die Liste angepasst werden.
- Verwechslung der Begriffe: Manchmal herrscht Unsicherheit, was der Unterschied zwischen Shotlist, Storyboard und z. B. einem Drehplan (Shooting Schedule) ist. Merke dir: Die Shotlist ist die Liste der Einstellungen (wie oben beschrieben). Das Storyboard ist die gezeichnete visuellen Vorlage. Der Drehplan oder auch Tagesdisposition ist wiederum etwas anderes – nämlich der Zeitplan, der festlegt, wann welche Szene gedreht wird, oft inklusive Uhrzeiten, Team-Einteilung etc. (Der Drehplan nutzt häufig die Shotlist als Grundlage, geht aber darüber hinaus). Wenn du diese Unterschiede verstehst, vermeidest du Missverständnisse in der Kommunikation.
- Angst vor Kreativitätsverlust: Einige Einsteiger denken, eine Shotlist würde den Dreh kreativ einschränken oder zu bürokratisch machen. Dieses Missverständnis kann dazu führen, dass man ganz auf eine Planung verzichtet – was oft ein Fehler ist. Zwar stimmt es, dass eine zu starre Planung spontan kreative Ideen erschweren kann. Aber eine gute Shotlist ist kein Korsett, sondern ein Sicherheitsnetz. Du kannst dich am Set immer noch entscheiden, etwas anders zu machen oder zusätzliche Shots einzubauen. Die Shotlist sorgt nur dafür, dass du die essenziellen Aufnahmen sicher hast, damit im Schnitt nichts Wichtiges fehlt. Im Gegenteil: Wenn du weißt, dass alle Pflichtaufnahmen im Kasten sind, kannst du umso freier improvisieren und Neues ausprobieren.
Zusammenfassend: Die Shotlist mag auf den ersten Blick wie „noch etwas, das man erledigen muss“ wirken, aber für einen planvollen Dreh ist sie Gold wert. Sie hilft dir als Kompass, Taktgeber und Kontrollinstrument, jeden Drehtag im Griff zu haben. Indem du häufige Fehler wie die oben genannten vermeidest, nutzt du die Shotlist optimal – so behältst du auch bei komplexen Videoprojekten den Überblick und führst dein Team sicher durch die Produktion. Viel Erfolg beim Erstellen deiner eigenen Shotlist!
Quellen: